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Jetzt wird es giftgrün im OP

Giftgrün leuchtet es im Bildschirm. Für die Operateure ist das ein gutes Zeichen. Denn genau diese grünen Stellen zeigen, wo das Organ gut durchblutet wird. Mit dem bloßen Auge kann man das nur schwer erkennen, Mediziner müssen hierbei auf ihre Erfahrung zurückgreifen. „Nun haben wir zusätzlich objektive Kriterien“, sagt Professor Dr. med. Karsten Ridwelski, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie der Klinikum Magdeburg gGmbH. Er war federführend daran beteiligt, dass das kommunale Haus in die neue Technik investiert hat. Kostenpunkt des sogenannten Pinpoint-Laparoskopie-Arbeitsplatzes sind 125.000 Euro.

Das Prinzip ist einfach. Während der OP wird dem Patienten der Fluoreszenz-Farbstoff Indocyaningrün (ICG) gespritzt. „Da sich der Farbstoff vor allem mit den Proteinen verbindet, die im Blutplasma enthalten sind, kann dieser als ein zuverlässiger Indikator für die Durchblutung von Geweben genutzt werden“, erklärt der Chefarzt. Mit einer speziellen Kamera, die weißes und nahinfrarotes Licht abgibt, wird das Indocyaningrün sichtbar.

„Bei einer Darmoperation können die Chirurgen so zum Beispiel überprüfen, wie gut die Ränder des Darms, die miteinander vernäht werden sollen, durchblutet sind“, sagt er.

Der Fluoreszenz-Farbstoff wurde schon vor rund 50 Jahren in der Humanmedizin verwendet. Jetzt erlebt er eine Renaissance und wird von einigen Firmen neu entdeckt. So auch von „Novadaq“. Die amerikanische Firma hat für dieses Prinzip die Spy-Phi-Kamera entwickelt, die durch ihre kompakte Größe bei offenchirurgischen Eingriffen angewendet werden kann. Die Kamera nimmt die vom Fluoreszenzbiomarker emittierte Strahlung auf und setzt die Bilder zu einem 3D-Film zusammen. So kann der Weg der Biomarker verfolgt werden.

Für den Mediziner hat die neue Technik nur Vorteile: „In der Krebschirurgie können Lymphknoten wie der sogenannte Wächterlymphknoten zum Beispiel leichter und vor allem ohne Einsatz radioaktiver Substanzen gefunden werden.“ Ein weiteres mögliches Anwendungsgebiet seien die Gallenwege. Indocyaningrün wird nach kurzer Zeit über die Gallenwege und die Leber ausgeschieden. So lassen sich eventuelle Engstellen oder Erkrankungen der Gallenwege nachweisen. Der Chefarzt fasst zusammen: „Bei Hochrisikoeingriffen gibt es weniger Komplikationen.“

Und die Nachteile? Für den Professor gibt es keine. „Der Farbstoff ist gut verträglich, Nebenwirkungen sind äußerst selten“, sagt er. „Die Dosierung kann sehr niedrig gehalten und während der OP mehrfach wiederholt werden, da die Substanz vollständig durch die Leber abgebaut wird.“

Das neue System wird am Klinikum Magdeburg nicht nur in der Allgemein- und Viszeralchirurgie genutzt. In der Gynäkologie und in der Urologie wird das System ebenfalls angewendet.

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Zentral-Op

Büro Zentral-OP

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