Neuroonkologisches Zentrum
Bei Nachweis eines Tumors des zentralen Nervensystems stehen wir Ihnen als Team des Neuroonkologischen Zentrums mit unserer fachlichen Kompetenz und Expertise bei der Diagnostik, operativen Therapie und onkologischen Nachbehandlung zur Seite.
Unser neuroonkologisches Zentrum deckt das gesamte Spektrum der neuroonkologischen Erkrankungen ab. Im Fokus stehen dabei insbesondere hirneigene Tumore (insb. niedergradige Gliome und Glioblastome), Hirn- und Wirbelsäulenmetastasen, intramedulläre Tumore, spinale und kraniale Meningeome, Hypophysenadenome, Ependymome, Schwannome und andere seltenere Tumore.
Im Rahmen der wöchentlichen neuroonkologischen Konferenzen werden alle vorliegenden Erkenntnisse besprochen und eine interdisziplinäre Empfehlung zusammen mit Kollegen der Onkologie, Neurologie, Radiologie, Strahlentherapie, Neuropathologie und Neurochirurgie festgelegt. Dabei wird für jeden Patienten ein individuelles Behandlungskonzept basierend auf unseren langjährigen Erfahrungen unter Berücksichtigung aktueller Studien und Leitlinien erstellt.
Wir freuen uns, unseren Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörigen kompetent zur Seite zu stehen. Wir bieten Ihnen eine optimale medizinische, pflegerische sowie psychoonkologische Beratung und Betreuung, um bestmögliche Voraussetzungen für eine erfolgreiche und individuelle Therapie zu schaffen.
Aufgrund der guten Versorgungssituation in unserem Hause wurde die Zertifizierung als neuroonkologisches Transitzentrum der Deutschen Krebsgesellschaft im Jahr 2023 ausgesprochen. Im Jahr 2024 streben wir durch unsere neuroonkologische interdisziplinäre Arbeit die vollständige Zertifizierung an.
Patienteninformationen
Symptome:
Die möglichen neurologischen Beschwerden sind sehr vielfältig und korrelieren mit der Lokalisation des Tumors. Sie können einzeln oder als Mischbild auftreten:
Hirndruckzeichen
- Neuaufgetretene anhaltende therapieresistente Kopfschmerzen
- Übelkeit und Erbrechen
- Bewusstseinsstörung
- Stauungspapille
Neurologische Ausfälle
- Taubheitsgefühle oder Missempfindungen
- Lähmungserscheinung (Halbseitenlähmung oder eine Lähmung der Extremitäten)
- Schwindel
- Schwerhörigkeit
- Sprachstörung
- Schluckstörung
- Sehstörung
- Epileptische Anfälle (fokal oder generalisiert)
- Gedächtnisstörungen
- Psychische Veränderungen (Depression, Apathie, Aggressivität)
Diagnostik:
Nach persönlichem Kontakt mit einem Arzt oder einer Ärztin wird nach der Anamnese und einer neurologischen Untersuchung i.d.R. eine weiterführende bildgebende Diagnostik durchgeführt.
MRT-Untersuchung:
Die Untersuchung der Wahl bei den meisten Tumoren. Ermöglicht die Darstellung der weichen Tumoranteile ohne / mit Kontrastmittel sowie die Durchführung von speziellen Sequenzen um eine genauere Verdachtsdiagnose zu stellen und die Operationsplanung zu erleichtern. Zusätzlich ermöglicht das MRT die Darstellung des Verlaufs der Nervenbahnen (z.B. der Pyramidenbahn). Damit kann die anschließende Planung unter Schonung wichtiger Strukturen im Navigationssystem erfolgen.
CT-Untersuchung:
Wird meistens als Notfalluntersuchung aufgrund der kürzeren Untersuchungszeit bevorzugt. Ermöglicht die genauere Darstellung der knöchernen Strukturen und von verkalkten Tumoren. Wird oft für die Planung des Zuganges (z.B. bei Operationen an der Hirnanhangdrüse) verwendet.
Digitale Subtraktionsangiographie:
Hilfreich besonders bei großen, gut vaskularisierten Tumoren. Durch eine präoperative Darstellung der Blutversorgung und ggf. Teilembolisation der tumor-versorgenden Gefäßen wird der intraoperative Blutverlust und die OP-Zeit reduziert.
Tumorkonferenz:
In der wöchentlichen neuroonkologischen Konferenz werden die Fälle interdisziplinär (Neurochirurgen, Neurologen, Neuroradiologen, Neuro- /Pathologen, Onkologen und Strahlentherapeuten) besprochen und anschließend ein individueller Behandlungsplan erstellt. Hierbei werden alle Therapiemöglichkeiten (regelmäßige bildgebende Kontrolle / Chemotherapie / Bestrahlung / weitere adjuvante Therapieoptionen) berücksichtig und anhand der neuropathologischen Beurteilung ein individueller leitliniengerechter Behandlungsplan erstellt. Eine weitere entscheidende Rolle nehmen die Lebensqualität und der Behandlungswunsch der Patienten ein.
Therapie:
Operative Therapie:
Das Ziel der Operation ist es, wenn möglich, den Tumor vollständig zu entfernen, ohne neue neurologische Ausfälle zu verursachen. Um dieses Ziel zu erfüllen, werden moderne Geräte (Mikroskop mit 5-ALA-Fluoreszenz, Neuronavigation mit Möglichkeit einer stereotaktischen Biopsie, intraoperatives Neuromonitoring, Ultraschalluntersuchung) eingesetzt, die uns erlauben, die Operationen mit hoher Sicherheit durchzuführen. Je nach Tumorart, werden verschiedene OP-Techniken sowie verschiedene Geräte eingesetzt, um ein optimales Ergebnis zu erreichen. Bei intraoperativem Nachweis eines Glioblastoms, kann ggf. eine intradurale Chemotherapie durch den lokalen Einsatz von Gliadel-Wafer (Carmustin) intraoperativ begonnen werden.
Für die Überwachung oder Identifikation der motorischen Nervenbahnen und des motorischen Kortex wird mit Hilfe des intraoperativen Neuromoritong (IONM) ein kortikales oder subkortikales Mapping zur durchgeführt. Zusätzlich können die motorischen Bahnen anhand vorheriger spezieller MRT-Untersuchung im Neuronavigationsgerät dargestellt werden (Traktographie). Diese Funktionen erlauben uns auch Tumoren, die sich in der unmittelbaren Nähe der neurologisch relevanten Bereiche befinden, zu entfernen.
Die Sprachfunktion der Patienten kann nicht mittels IONM überwacht werden. Sollte sich der Tumor in der Nähe des Sprachzentrums befinden, wird eine Operation im wachen Zustand unter lokaler Betäubung und mit Hilfe beruhigender Medikamente durchgeführt. Hierbei wird der Patient nach einer entsprechenden Vorbereitung initial in Vollnarkose operiert und währen der Operation für einen definierten Zeitraum in den wachen Zustand geholt. Nach der Identifikation des Sprachzentrums erfolgt die Resektion des Tumors im anhaltend wachen Zustand um ein kontinuierliches Monitoring der Sprache zu ermöglichen. Nach Abschluss der Tumorresektion erfolgt die weitere Operation in Vollnarkose. Wir begleiten die Patienten dabei sowohl chirurgisch als auch psychoonkologisch.
Strahlentherapie:
Die Indikation zur Durchführung einer Strahlentherapie wird im Rahmen der Tumorkonferenz getroffen. Das Ziel der Therapie ist es, das Tumorwachstum durch eine Störung des Zellteilungsprozesses innerhalb des Tumors zu verlangsamen und ggf. Tumormasse im Verlauf zu reduzieren. Je nach Bestrahlungsplan, kann die Therapie als einmalige (z.B. Radiochirurgie) oder wiederholte (fraktionierte) Behandlung erfolgen.
Chemotherapie:
Die Therapie kann intravenös oder im Tablettenform erfolgen. Die Medikamente (Chemotherapeutika oder Zytostatika) führen dazu, dass die Teilung der Tumorzellen gerstört wird und dadurch der Abbau durch körpereigene Zellen erfolgen kann. Abhängig von der Tumorart werden verschiede Medikamente genutzt (Temozolomid, Lomustin, Procarbazin + Lomustin, Carmustin, etc.)
Tumor Treating Fields - TTF
Dies ist eine lokale, nicht-invasive Behandlung für Gliome WHO-Grad 4 (Glioblastom und Astrozytom WHO III). Durch die lokale Stimulation mit elektrischen Wechselfeldern bestimmter Frequenzen wird der Teilungsprozess der Tumorzellen gestört und dadurch das Wachstum des Tumors gehemmt. Die Behandlung findet im häuslichen Umfeld statt und gehört neben Radio- und Chemotherapie zur Standardtherapie bei neudiagnostizierten Gliomen WHO Grad 4. Die Therapie erfordert die vollständige Rasur des Kopfes mit anschließendem Kleben der elektrischen Transducer direkt auf die Kopfhaut. Die Therapie erfolgt ideal kontinuierlich, ganztägig, mit Hilfe eines kleinen taschenförmigen Generators.
Nachsorge:
Je nach Tumorart und durchgeführten postoperativen Therapie, erfolgt eine regelmäßige bildgebende und klinische Kontrolle. Das Intervall der Kontrolle wird im Rahmen der Tumorkonferenz festgelegt. Ziel der regelmäßigen Untersuchungen ist ein Wiederauftreten des Tumors (Rezidiv) frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Hierfür stehen unseren Patienten fachärztlich besetzte Sprechstunden in der neurochirurgischen Fachambulanz im Haus sowie in unserem MVZ (Am Universitätsplatz 12, 39104 Magdeburg) zur Verfügung.
Leistungen unseres Neuroonkologischen Zentrums
Neuroradiologischer Diagnostik:
- Biplanare DSA mit Neurointerventionen
- MRT 1,5 Tesla (DTI und Spektroskopie möglich)
- CT Diagnostik (80 und 160 Zeiler)
Technische Ausstattung:
- 2 Mikroskope inkl. Fluoreszenz
- 2 Neuronavigationssysteme und inkl. Vertek-System (navigationsgestützte Biopsie)
- Intraoperatives Neuromonitoring (IONM)
- Neuroendoskopie
- Intraoperativer Ultraschall
- Ultraschallaspirator
Angebotene Operationen:
- Resektion aller intrazerebralen und intrakraniellen Tumoren (Gliome, Meningeome, Hypophysentumore, Schwannome, Lymphome, Hämangioblastome etc.) auch im Rahmen einer Wach-Operation
- Stereotaktische (Feinnadel-) Biopsie
- Resektion von intraspinalen und intramedullären Tumoren unter IONM
Adjuvante Therapie:
- Leitliniengerechte Chemotherapie und Behandlung mit Tumor Treating Fields (TTF) in Kooperation mit dem MVZ Onkologie des Klinikums Magdeburg (Frau Antje Kahlweiß, Onkologin)
- Radiotherapie in Kooperation mit dem MVZ Radioonkologienetzwerk Strahlentherapie, Dres. med. A. Ernst-Köhler / C. Pambor
Supportive Bereiche:
- Betreuung der Patienten durch den Sozialdienst
- Neuropsychologische und Psychoonkologische Betreuung
- Klinikinterne Seelsorge (evangelisch/katholisch/konfessionslos)
- Zusammenarbeit mit Patienten-Initiativen und Selbsthilfegruppen
- Onkologische Pflegevisiten
Das Team des Neuroonkologischen Zentrums (NOZ)
Prof. Dr. med. Christian Scheller
Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie und Wirbelsäulenchirurgie
Leiter des NOZ
Dr. med. Raul-Ciprian Covrig
Oberarzt der Klinik für Neurochirurgie und Wirbelsäulenchirurgie
Koordinator des NOZ
Dr. med. Rebecca König
Fachärztin der Klinik für Neurochirurgie und Wirbelsäulenchirurgie
Arturo Guevara
Arzt in Weiterbildung
Weitere Informationen zur Klinik für Neurochirurgie und Wirbelsäulenchirurgie
Weitere Informationen:
www.hirntumorhilfe.de
Neurochirurgie und Wirbelsäulenchirurgie
Frau Sandra Ziese
Chefsekretärin der Klinik für Neurochirurgie und Wirbelsäulenchirurgie