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Auszeichnung für die Palliativstation am Klinikum Magdeburg

30.07.2021

Die Freude und der Stolz stehen den Teammitgliedern in die Gesichter geschrieben: Endlich halten sie das Zertifikat in den Händen, das ihre Arbeit würdigt und gleichzeitig nach außen für Patienten, Angehörige sowie medizinische Kollegen zeigt, welch hohe Qualität auf der Palliativstation im Klinikum Magdeburg geleistet wird. Rund ein Jahr haben die Vorbereitungen auf die Prüfung, das Audit selbst und am Ende die Entscheidung für die Zertifizierung durch die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin gedauert. Der administrative und zeitliche Aufwand haben sich gelohnt. Nun ist die Palliativstation im Klinikum Magdeburg eine von nur drei zertifizierten Palliativstation in Sachsen-Anhalt, die ersten beiden befinden sich in Halle. 

Oberstes Ziel der palliativen Versorgung ist es, bei Patienten mit einer nicht heilbaren Erkrankung, körperliches und seelisches Leid zu lindern. Es geht um möglichst viel Wohlbefinden und Lebensqualität. Mit dem Fortschreiten einer unheilbaren Erkrankung leiden Patienten oft unter Schmerzen und anderen belastenden Symptomen wie Übelkeit, Atemnot, Schwäche und Ängsten. „In der Palliativmedizin liegt der Schwerpunkt auf der Linderung dieser Symptome“, erklärt Prof. Dr. med. Christoph Kahl. Bei dem Gros der Patienten ist eine Krebserkrankung die Ursache, allerdings richtet sich das Angebot der Station auch an Patientinnen und Patienten in den Endstadien von Herz-, Nieren-​ und Lebererkrankungen oder mit schweren neurologischen Krankheitsbildern.„Ich bin sehr zufrieden, dass wir die Vorgaben für das Zertifikat erfüllen“, sagt Prof. Dr. med. Christoph Kahl, Chefarzt der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin am Klinikum Magdeburg. Er weiß um die Leistung, die sein Team täglich bringt. Eine Bestätigung von außen ist trotzdem Balsam für die Seele. Und doch betont er: „Das Zertifikat ist das eine, aber man muss es auch leben.“ Genau das geschieht auf der Palliativstation D0.2 im Klinikum Magdeburg. „Wir müssen an jedem neuen Tag die Bedeutung der Palliativarbeit leben und uns auf jeden neuen Patienten individuell einstellen“, nennt er das Credo des Teams.

Bei der Behandlung auf der Palliativstation werden nicht nur körperliche Aspekte berücksichtigt, genauso wichtig ist der Blick auf die individuelle psychische und soziale Situation. Hierzu gehört auch die einfühlsame Betreuung und Einbeziehung von Angehörigen und Freunden. Möglich ist das alles durch ein multiprofessionelles Team aus spezialisierten Ärzten, Pflegekräften, Psychoonkologen, Sozialarbeitern, Physiotherapeuten, Ernährungsassistenten, Musik- und Kunsttherapeuten sowie Seelsorgern. Viele der Teammitglieder verfügen über eine Zusatzausbildung „Palliative Care“.

Einen würdigen Rahmen geben

„Anders als das Hospiz ist eine Palliativstation eine Art Akutstation“, sagt der Chefarzt. Soll heißen: Rund 60 Prozent der unheilbar erkrankten Patienten werden soweit stabilisiert, dass sie im Anschluss ihre tumorspezifische Therapie weiterführen können oder soweit medikamentös eingestellt sind, dass sie ohne weitere Symptome nach Hause, ins Pflegeheim oder Hospiz entlassen werden können. Das heißt, das Ziel der Behandlung ist die Entlassung aus der Station. Und dann gibt es trotz allem jene zirka 40 Prozent, die auf der Station versterben. „In diesem Fall ist es die Aufgabe der Station, diesem Verlauf einen würdigen Rahmen zu geben“, sagt der Chefarzt. Gleichzeitig hebt er das Engagement seines Pflegeteams hervor: Sie bilden die Berufsgruppe im Klinikum mit dem engsten Patientenkontakt. Trotz professioneller Distanz kann die emotionale Belastung für die Mitarbeiter unerträglich hoch werden. Supervision, verschiedene Abschiedsrituale und das Aufpassen untereinander spielen hierbei eine Rolle.

Warum bedarf es überhaupt einer Palliativstation? „Auf einer Normalstation kann man diese umfangreiche Betreuung nicht zusätzlich leisten“, sagt der Chefarzt, der die Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin seit 2010 leitet. Dort herrschen ganz andere Abläufe und alles unterliegt einem anderen Rhythmus. „Auf der Palliativstation sind wir in der glücklichen Lage, bei Aufnahme nicht auch schon an die Entlassung denken zu müssen“, erklärt Prof. Dr. med. Christoph Kahl. Außerdem, so der Chefarzt, betreut man nicht nur die Patienten, sondern auch die Angehörigen. „Gerade wenn sich die Patienten im Sterbeprozess befinden, ist es wichtig, den Trauerprozess der Angehörigen und Freunde zu begleiten. Das lässt sich nicht in den normalen Stationsalltag integrieren“, sagt er.

Der Bedarf für Palliativmedizin wird immer größer

Deutschlandweit gibt es rund 300 Palliativstationen – und der Bedarf wird größer. Weil einerseits die onkologischen Erkrankungen zunehmen. „Andererseits erfahren heute die Patienten deutlich früher palliativmedizinische Angebote als es noch vor fünf Jahren der Fall war. Sie werden nicht mehr erst in den letzten Lebenstagen eingesetzt“, erklärt der erfahrene Palliativmediziner. Damit entkommt die Palliativmedizin dem falschen Ruf der reinen Sterbemedizin.

Im Klinikum Magdeburg wurde schon immer palliativmedizinisch gearbeitet. „Weil das zur Arbeit mit Krebspatienten dazugehört“, sagt der Chefarzt. 2015 wurde mit einem abgetrennten eigenständigen Palliativbereich mit vier Betten begonnen. Seit 2018 existiert die heutige Palliativstation D0.2. In dem Neubau wurden acht Einzelzimmer mit Gemeinschaftsküche, Wohnzimmer und Terrassen, die mit dem Krankenbett befahren werden können, etabliert. Besuchszeiten sind nicht festgelegt und Angehörige können sogar hier übernachten. Auf dieser Station werden nicht nur Patienten des Klinikums Magdeburg behandelt. „Wir haben uns einen guten Ruf erarbeitet, so dass wir von anderen Kliniken und niedergelassenen Ärzten Anfragen zur stationären Aufnahme erhalten“, berichtet Prof. Dr. med. Christoph Kahl. Dass hinter diesem guten Ruf 100 Prozent Wahrheit steckt, beweist nun auch das Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin.

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