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Bunte Kraken für Frühgeborene im Klinikum Magdeburg

Ein therapeutisches Angebot mit großer Wirkung

12.07.2021

Orange, rosa, blau oder in Form von Teddy, Möhre und Hase – die Kraken-Kuscheltiere sind kunterbunt und einfach nur zuckersüß. Da kommen die Pflegekräfte und Ärzte auf der Neonatologie im Klinikum Magdeburg nur schwer aus dem Entzücken heraus. Doch vor allem für die jüngsten Erdenbürger haben diese Kraken einen wichtigen Effekt.

Sie können helfen, die zum Teil negativen Folgen der unnatürlichen Entwicklungsumgebung einer Intensivstation zu mildern“, berichtet Schwester Sabine. Sie ist auf der Neonatologie, also der Intensivstation für Frühgeborene und kranke Neugeborene, im Klinikum Magdeburg  im Einsatz. Aus Erfahrung weiß sie, wie schwer es die kleinen Kämpfer auf ihrer Station oft haben.

In Deutschland erblicken jährlich rund 60.000 Kinder zu früh das Licht der Welt. Das entspricht einem von zehn Neugeborenen. Frühgeborene sind die größte Kinderpatientengruppe bundesweit. Als frühgeboren gelten Babys, die vor der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen. Die Organe sind bei einer Frühgeburt noch nicht so ausgereift, wie sie sein sollten. Durchschnittlich bleiben die Kinder über Wochen und Monate bis zum errechneten Geburtstermin in so genannten Perinatalzentren, einem interdisziplinären Versorgungskonzept von Geburtshilfe und Kinderklinik. Im Perinatalzentrum am Klinikum Magdeburg werden Frühgeborene ab der 29. SSW oder ab einem Geburtsgewicht von 1250g nach modernsten Standards versorgt und umsorgt. Um die Gesundheit dieser kleinen Kämpfer zu stärken und zu schützen, bedarf es einer besonders intensiven medizinischen Betreuung und Fürsorge.

„Normalerweise würden sich die Frühchen ja noch im Mutterleib befinden und nach der Nabelschnur greifen“, erzählt Schwester Sabine. Kommen die Babys zu früh auf die Welt, so verfügen sie immer noch über den Entwicklungsstand, den sie im Mutterleib hatten. „Das Frühgeborene erwartet also schlichtweg, dass da eine Nabelschnur ist“, sagt sie. Der Greifreflex ist bei Neugeborenen und insbesondere bei Frühgeborenen besonders stark ausgebildet. Da passiert es manchmal, dass sich ein Frühgeborenes auf der Neonatologie teilweise die Schläuche und Sonden selber zieht. Das ist nicht nur gefährlich, sondern auch schmerzhaft. Also wird den Babys bereits kurz nach der Geburt eine kleine Häkelkrake als Helfer mit in den Inkubator oder das Bett gelegt. Erfahrungen haben gezeigt, dass dadurch eine positive Wirkung auf die Atmung, den Herzschlag und die Sauerstoffsättigung im Blut erreicht werden kann.

„Die Kraken mit ihren gezwirbelten Tentakeln sind so gehäkelt, dass es sich für die Frühgeborenen wie die gewohnte Nabelschnur anfühlt“, berichtet Schwester Sabine. Sie ist begeistert von diesen putzigen Kuscheltieren. Lange hat sie nach solchen Kraken gesucht. Anfang des Jahres brachte der Zufall die Lösung. Denn da schrieb Katharina Sumin vom „Club 28 Luftmaschen“ das Klinikum Magdeburg an. „Wir sind schon in 12 Ländern aktiv und ich habe deutschlandweit Krankenhäuser angeschrieben, ob sie Interesse an unseren Kraken für Frühgeborene haben“, erzählt die 39-Jährige. Das Klinikum Magdeburg, wo jährlich rund 300 Frühgeborene und kranke Neugeborene auf der Neonatologie versorgt werden, hatte sofort Bedarf gemeldet, so dass im Februar bereits eine erste Lieferung die Neonatologie erreicht hatte. Nun hat Katharina Sumin Nachschub gebracht.

„Wir vereinen in unserem Club Frauen und Männer, die Freude am Häkeln und Stricken haben“, berichtet sie. Die Kraken dürfen und sollen dabei zwar unterschiedlich aussehen – der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt – doch die Art und Weise und welche Materialien überhaupt genutzt werden dürfen, das ist vorgeschrieben. Allen voran stehen Hygiene- und Sicherheitsstandards. „Die 100-prozentige Baumwolle ist waschbar, die Füllung ist so gewählt, dass die Frühgeborenen sie nicht etwa aspirieren, die Tiere dürfen nicht fusseln und es dürfen sich keine Wollfäden lösen.

„Wenn ich für mich spreche, so sind Häkeln und Stricken ein Hobby, das ich überall und zu jeder Zeit ausleben kann. Es ist einfach ein Hobby, das süchtig macht“, erzählt die sympathische Frau. Doch Tischdeckchen und Pullover waren einmal. „So viel wie wir stricken und häkeln, so viel kann man selbst nicht anziehen“, sagt sie und lacht. Der Grundgedanke des „Club 28 Luftmaschen“ war und ist es, Handarbeitsfreunde zusammenzubringen. Und da der Verein international unterwegs ist, geht es auch darum, den Clubmitgliedern bei Sprachbarrieren zu helfen. „Wir sind durch die sozialen Medien sehr gut miteinander vernetzt“, berichtet sie. So schicke jeder stolz Bilder von seinen neuesten Werken herum. Für Katharina Sumin, die selbst gebürtig aus Kasachstan stammt, ist das ein tolles Miteinander. Und das tollste daran: „Wir tuen Gutes.“ Denn die Kraken unterstützen die zahlreichen Kämpfer auf der Neonatologie in ihren ersten Tagen und entwickeln sich für manch einen zu einem ständigen Begleiter.

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