Leben retten trainieren
Beim Schockraumtraining im Klinikum Magdeburg wachsen die Teams noch mehr zusammen.
14.01.2022
In einer Notaufnahme wird das Portfolio aller menschlichen Krankheiten behandelt. Für Schwerverletzte und kritisch Kranke zum Beispiel nach einem Autounfall werden dabei in einer Notaufnahme spezielle
Räume zur Behandlung vorgehalten – die sogenannten Schockräume. Das Arbeiten in einem solchen Schockraum ist nicht alltäglich. Vor allem weil hier immer ein großes interdisziplinäres Team aus Ärzten und Pflegekräften zusammenarbeitet. Genau hier hat das Schockraum-Training angesetzt, das 2021 erstmals mit der Landesrettungsschule im Klinikum Magdeburg stattgefunden hat.
„Im Vordergrund dieser Weiterbildungen stand das CRM – crew resource management. Wir wollten also Kommunikation üben“, sagt Dr. Stephan Singöhl, Chefarzt der Klinik für Notfallmedizin am Klinikum
Magdeburg. Er leitet seit September 2020 die Notaufnahme und legt Wert darauf, dass sich dasSchockraum-Team als solches noch besser findet und innerhalb dieses Teams klar kommuniziert wird. Denn im Schockraum zählt jede Sekunde mehr denn je.
Für das optimale Zusammenarbeiten aller beteiligten Fachdisziplinen bietet der Schockraum selbstverständlich die technische Infrastruktur, um sämtliche vitale Bedrohungen wie zum Beispiel Atemwegsverlegungen, Thorax- und Beckenverletzungen sowie schwere Blutungen behandeln zu können. So muss ein Ultraschallgerät im Schockraum zwingend vorhanden sein, das CT sollte schnell erreichbar sein und die Möglichkeit für konventionelle Röntgenaufnahmen muss gegeben sein.
Jedes Teammitglied muss Rückkopplung geben
Zum anderen gehört zu einem Schockraum ein speziell geschultes, eingespieltes und interprofessionelles Schockraumteam. Ein typisches Schockraumteam besteht aus acht bis zehn Personen. Dazu gehören Unfallchirurgen, Anästhesisten sowie das diesen Fachdisziplinen zugeordnete Pflegepersonal. Neben den Radiologen wird ein Schockraumteam je nach Bedarf um Neurochirurgen, Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, Gynäkologen etc. erweitert.
„Jedes Teammitglied muss Rückkopplung geben“, sagt Stephan Singöhl. Egal wie oft oder selten die Kollegen schon zusammengearbeitet haben, jeder Griff muss passen, jede Absprache muss stimmen. „Deshalb habe ich 2021 die drei Schockraum-Trainings zusammen mit der Landesrettungsschule bei uns im Haus organisiert“, berichtet der Chefarzt. Im Klinikum Magdeburg vor Ort zu trainieren war ihm wichtig, „denn hier finden unsere Kollegen ihre realen Arbeitsbedingungen wider“, sagt er.
Dass er Tutoren von außen dazu geholt hat, ist für ihn selbstverständlich. „Die Kollegen von der Landesrettungsschule sind die Profis für diesen Bereich“, schätzt er ein. Und: „Es ging darum, dass wir die Arbeit im Schockraum einmal anders machen als sonst, um eben neue Erkenntnisse für uns als Team zu gewinnen.“ Die Instruktoren der Landesrettungsschule konnten so als externe Quelle das Tun im Schockraum des Klinikums Magdeburg beurteilen.
Was passiert nun konkret beim Schockraum-Training? Im Mittelpunkt steht der Übungs-Patient, eine spezielle Hightech-Puppe, die reanimierbar und defibrillierbar ist und der man beispielsweise Zugänge in künstliche Venen legen kann. Dieser Übungs-Patient wird mit einem Polytrauma, also mehreren Verletzungen, von denen mindestens eine lebensbedrohlich ist, vom Rettungsdienst in der Notaufnahme angemeldet. Das Schockraum-Team erwartet den Patienten. Dann geht alles ganz schnell, vom Übergabegespräch von Notarzt und Schockraum-Team, über Stabilisierung des Patienten bis zum Abschluss der radiologischen Diagnostik und der Vorbereitung zur OP vergeht wenig Zeit. JederSpezialist arbeitet unter den Augen der versierten Beobachter mit Hochdruck, Kommandos werden gerufen, erforderliche Maßnahmen durchgeführt. Auch von der Übungsleitung eingespielte Komplikationen und „Fehler“, wie ein Atemstillstand, bringen den Arbeitsablauf der erfahrenen Kollegen nicht durcheinander. Leben gerettet, Patient stabil.
Jeder stellt sich blitzschnell auf neue Situationen ein
Solche Fälle sind im Grund für ein Schockraum-Team nichts Neues. „Uns ging es nicht darum, besonders seltene Krankheitsfälle zu spielen, sondern es ging um das Training im Team“, betont er. Wie arbeite ich im Team? Wie führe ich ein Team, auch wenn ich sonst nicht der Teamleiter bin? Wie interagiert der Einzelne, damit das Team eine gut Teamleistung bringt? Kann sich jeder auf neue Situationen blitzschnell einstellen?
Alle beteiligten Fachabteilungen haben sich sehr gut geschlagen, lautet das Resümee des Chefarztes. „Sie haben sich darauf eingelassen und waren sehr selbstkritisch mit sich“, lobt er. Damit haben alle dazu beigetragen, dass sich das Schockraum-Arbeiten im Klinikum Magdeburg noch mehr verbessert.
„Ich bin sehr zufrieden. Und ich bin dankbar für die Bereitschaft aller Kollegen, sich an diesen Trainings zu beteiligen, ob in der Arbeitszeit oder in der Freizeit“, sagt Stephan Singöhl.
Eine einmalige Weiterbildung soll das Schockraum-Training nicht sein. „Ich plane, dass wir dieses Simulationstraining nun jährlich durchführen“, sagt Stephan Singöhl. Denn das Ziel ist es, die fach- und berufsgruppenübergreifende Zusammenarbeit und damit die Qualität der Patientenversorgung im Schockraum unter Stressbedingungen weiter zu optimieren. Immer im Sinne der Patientinnen und Patienten.
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