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Riskante Erweiterung der Aorta

Früherkennung senkt das Risiko tödlicher innerer Blutungen

16.11.2021

Was ein „Bauch-Aortenaneurysma“ ist, werden die meisten medizinischen Laien vermutlich nicht wissen. Dabei kann es mitunter lebenswichtig sein, zu wissen, ob man vielleicht selbst betroffen ist, ohne es zu wissen. „Aorta nennt man die große Hauptschlagader, die vom Herz in den Bauchraum führt und sich in Nabelhöhe in zwei große Blutströme aufzweigt, die in die Beine führen“, beschreibt Privatdozent Dr. Jörg Tautenhahn, Chefarzt und Leiter des Gefäßzentrums am Klinikum Magdeburg, die Anatomie.

Was ein Aneurysma ist, lässt sich am besten am Beispiel eines gealterten Fahrradschlauches erklären. Ein guter Schlauch ist unter Druck überall gleich dick. Riskant wird es, wenn er ausbeult und die Schlauchwand an einer Stelle immer dünner wird. Dann besteht die Gefahr, dass der Schlauch platzt und es zu einem Verkehrsunfall kommt. Übertragen auf die Aorta im Bauchraum bedeutet das sehr starke innere Blutungen, an denen die meisten Menschen versterben, bevor sie zur  Notfallbehandlung in eine Klinik eingeliefert werden, sagt der Magdeburger Gefäßchirurg. Berühmte Beispiele aus der Vergangenheit sind Albert Einstein, Thomas Mann und der ehemalige französische Staatspräsident Charles de Gaulle.

Risikofaktoren für die Bildung eines Bauch-Aortenaneurysmas sind angeborene Bindegewebsschwächen und ab einem Alter von 45 Jahren oftmals zunehmenden Gefäßverkalkung (Arteriosklerose), begünstigt durch das Rauchen, einen hohen Blutdruck und schlechte Blutfettwerte. Frauen sind seltener betroffen als Männer.

„Das Gefährlichste am Bauchaorten-Aneurysma ist, dass es vom Patienten meistens nicht bemerkt wird“, so Dr. Tautenhahn. Das gilt insbesondere für stärker beleibte Männer. Erst wenn das Gefäß aufreißt und Blut in den Bauchraum austritt, treten sehr heftige Bauchschmerzen mit Ausstrahlung in den Rücken und Übelkeit sowie Brechreiz auf.

Früherkennung für Mänenr ab 65 Jahren

Seit 2018 haben gesetzlich krankenversicherte Männer ab 65 Jahren Anspruch auf eine einmalige Ultraschalluntersuchung zur Früherkennung von Aneurysmen der Bauchschlagader. „Ein Aorten-Aneurysma von unter fünf Zentimetern Durchmesser muss meistens nicht operiert werden“, sagt Dr. Tautenhahn. Es sollte aber regelmäßig kontrolliert werden, ob es weiter wächst. An eine Operation sollte man ab einem Durchmesser der Aorta von etwa fünf Zentimetern denken, um das Risiko eines plötzlichen „Gefäßbruchs“ zu vermeiden. Das Risiko einer planbaren Operation ist deutlich geringer als das einer Notfalloperation.

Prinzipiell gibt es zwei Operationsmöglichkeiten: eine offene Operation mit Bauchschnitt und einen minimal-invasiven Eingriff (endovaskuläre Reparatur). In der offenen Operation eröffnet der Gefäßchirurg den Bauchraum und setzt eine hosenförmige Gefäßprothese aus synthetischem Material ein. Langfristig liegen mit dieser Methode gute Erfahrungen vor. Allerdings ist der Heilungsprozess als Folge der großen operativen Wunde im Bauchraum deutlich länger als beim sogenannten endovaskulären Verfahren mit Einsatz einer Gefäßstütze (Stentprothese). Dabei führt der Gefäßchirurg durch die Leistenschlagader einen Katheter-Stent in die Aorta.

„Beide Verfahren führen wir in Vollnarkose durch“, so Gefäßchirurg vom Magdeburger Klinikum. Bereits nach etwa sieben bis zehn Tagen ist eine Entlassung aus der Klinik meist möglich.

In den ersten drei bis vier Monaten sollten Patienten auf das Heben schwerer Lasten (mehr als fünf Kilo) auf das Pressen beim Stuhlgang vermeiden, um einen Narbenbruch zu verhindern. Wichtig sind regelmäßige Ultraschall-Nachkontrollen, um mögliche Spätkomplikationen rechtzeitig zu erkennen.

Dr. Jörg Tautenhahn rät Männern, insbesondere den Rauchern, zwischen 65 und 75 Jahren, einmal eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes machen zu lassen. Ansprechpartner sind die Hausärzte und Gefäßspezialisten in Praxen und Ambulanzen. Jene Menschen, die einen Verwandten hatten, der an einem geplatzten Aneurysma starb, sollten den Zustand der Hauptschlagader auch schon früher von einem Arzt untersuchen lassen. Rechtzeitiges Handeln reduziert deutlich das Risiko eines Bauch-Aortenaneurysmas.

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