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Schüler lernen von Schülern

07.10.2019

Wie wird ein Patient bei der Körperpflege unterstützt? Wie sieht eigentlich die richtige Pflege für Neugeborene aus? Und was ist überhaupt ein Kirschkernsauger? Es sind viele Fragen, die Berufseinsteiger im Klinikum Magdeburg durch den Kopf gehen. Um den jungen Leuten, die sich für eine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger oder Gesundheits- Kinderkrankenpfleger entschieden haben, den Start in den Klinikalltag zu erleichtern, gibt es hier im Haus das Projekt „Schüler für Schüler“.

„In einem geschützten Raum lernen die neuen Auszubildenden die ersten wichtigen Handgriffe durch das Abbilden möglichst realitätsnaher Tätigkeitsfelder“, erklärt Ausbildungskoordinatorin Dagmar Eisenkolb. Bestandteile des Konzeptes sind das sogenannte Skills Lab als Raum, die Skills-Lab-Methode und die Simulationspatienten als Akteure. Das Zusammenspiel aller drei Lernorte, so die Ausbildungskoordinatorin, unterstütze die Anbahnung der beruflichen Handlungskompetenz.

Der geschützte Lernort hat hier sogar zwei Bedeutungen. Auf der einen Seite geht es darum, dass die Auszubildenden im ersten Ausbildungsjahr nicht direkt auf Station gehen. Stattdessen verbringen sie die ersten Stunden in den Schulungsräumen, im „sicheren Raum“, beispielsweise an Demonstrationspuppen – mit Freiraum für Fragen und Fehler ohne Konsequenzen.In Rollenspielen können die Auszubildenden die Kniffe der pflegerischen Arbeit üben und festigen. „Ziel ist es den Theorie-Praxis-Transfer in der Pflegeausbildung zu unterstützen“, führt Dagmar Eisenkolb aus und betont: „Die verschiedenen Lernsituationen orientieren sich in einem Skills Lab immer an der beruflichen Wirklichkeit, um den hohen praktischen Bezug zu gewährleisten.“

Und die zweite Bedeutung des geschützten Lernortes? Die Berufsanfänger haben jeweils einen erfahrenen Auszubildenden an der Seite. Soll heißen, Schüler aus dem zweiten und dritten Ausbildungsjahr stehen als Mentoren zur Verfügung – sowohl in den Übungsstunden im T-Gebäude, als auch im Laufe des Vormittags auf Station. „Denn die Anleitungssituation in der Echtzeitpflege ist doch noch einmal komplexer“, sagt Dagmar Eisenkolb dazu. Ihr ist vor allem wichtig, dass bei dem Projekt „Schüler für Schüler“ das sogenannte Peer-Lernen stattfindet. Unter Peer Learning versteht man verschiedene Formen des kooperativen Lernens von Gleichaltrigen. „Dadurch haben die Berufseinsteiger weniger Berührungsängste, es geht nicht nur um die Weitergabe von Wissen, sondern auch um den gemeinsamen Erfahrungsaustausch“, benennt sie die Lernmethode. Denn gerade am Anfang der Berufskarriere gibt es viele Fragezeichen. Diese Unsicherheiten kennt Annemarie Köhler gut. Heute befindet sich die 22-Jährige im 3.Ausbildungsjahr. Auch sie hatte damals den sanften Start. „Wie spreche ich den Patienten an und wie begegne ich ihm auf Augenhöhe“, nennt Annemarie Köhler zwei Beispiele, über die sich eine Gesundheits-und Krankenpflegerin im Klaren sein sollte.

Gemeinsam mit Saskia Sandvoß, ebenfalls 22 Jahre alt und im 3.Ausbildungsjahr, hat sie in Abstimmung mit der Ausbildungskoordinatorin die detaillierte Organisation der Projektwoche 2019 übernommen. Kein einfacher Auftrag. Die Berufseinsteiger sind zwar laut ihrem Ausbildungsplan ihrer Station zugeordnet. Die Projektorganisatorinnen müssen jedoch die passenden Mentoren – das betrifft die erfahrenen Auszubildenden genauso wie die examinierten Pflegekräfte und Praxisanleiter auf den Stationen selbst - dazu planen.

Und überhaupt: Was passiert alles in dem Zeitraum von insgesamt anderthalb Wochen? Unterstützung beim Essen anreichen, Vitalzeichen ermitteln  und Unterstützung bei der Körperpflege sind einige Stichworte. Oder welche Lehrmethode bietet sich für welchen Inhalt an? Handlungs- beziehungsweise kompetenzorientierte Fallsituationen und Kreuzworträtsel stehen genauso auf dem Plan wie die praktischen Übungen – „Durch die verschiedenen Methoden kann jeder für sich rekapitulieren, was er gelernt hat und wo noch nachjustiert werden muss“, stellt Annemarie Köhler fest.

„Bemerkenswert ist der Lernprozess, der bei allen Beteiligten spürbar ist“, sagt Dagmar Eisenkolb hierzu. Ihrer Erfahrung nach fördere der kontinuierliche Austausch zwischen allen Beteiligten die positive und motivierende Lernatmosphäre.

Und was sagen die Projektkoordinatorinnen 2019? Das Wertvolle, so Annemarie Köhler, sei, dass sich Ergebnisse auf beiden Seiten erzielen lassen. „Schön ist, wenn wir sehen, dass die Berufsanfänger erste Lernerfolge zum Beispiel beim Blutdruckmessen  genießen“, sagt Saskia Sandvoß. „Und für die Schüler im dritten Ausbildungsjahr ist das die Möglichkeit, ihren eigenen Lernfortschritt zu überprüfen“, erklärt sie. Ein Geben und Nehmen also.

In der Projektwoche 2019 werden 14 Auszubildende  – 3 Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger und 11 Gesundheits- und Krankenpfleger – von 13 „alten Hasen“ angeleitet. „Schüler für Schüler“ findet am Klinikum Magdeburg seit 2005 statt.

 

Foto: Was ist bei der Säuglingsnahrung zu beachten, das zeigen Jaqueline Wald (von links) und Jennifer Litvin den beiden Schwesternschülerinnen Marie-Christin Schweichler und Olga Shiryaeva. Im Rahmen der Projektwoche "Schüler für Schüler" werden in der Klinikum Magdeburg gGmbH Berufsanfänger von erfahrenen Auszubildenden angeleitet.  Foto: Kathleen Radunsky-Neumann

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